Angefangen hatte alles um die Jahrhundertwende. In unserer Stadt Wurzen bestand ein Kreis der Trinkerrettungsarbeit, des sogenannten „Blauen Kreuz“. Dieser Kreis traf sich in einer Stube eines kleinen Hauses in „Marxen`s Hof“. Es waren bewußt gläubige Menschen, die die Not der Alkoholkranken und deren Familien nicht mehr mit ansehen konnten. Sie kümmerten sich um diese Leute und luden sie zu den Zusammenkünften ein. Damit versuchte man, diese kranken Menschen von der Straße und vom Trinken fernzuhalten und sie in die Gemeinschaft mit anderen Menschen zurückzubringen. Eingeladen wurde zum gemeinsamen Kaffeetrinken und Erzählen. Ganz besonders wurden aber Bibelstunden angeboten, aus dem Wissen heraus, daß letztlich wirkliche Befreiung von der Alkoholsucht nur durch den bewußten Glauben an Jesus, den Christus Gottes, geschehen kann. Die Kinder dieser Familien sammelte man zur „Kinderstunde“ im „Hoffnungsbund“
So entstand in den Jahren 1909 bis 1911 ein Hausbibelkreis bei der Familie Schmahl. Bald reichte der Platz nicht mehr aus und man begab sich auf die Suche nach einem größeren Raum, in dem alle Bibelkreisbesucher genügend Platz finden konnten.
Zeitgleich nahm Wilhelm Schmahl wahrscheinlich über Pfarrer Seltmann aus Thammenhain, damals 1. Vorsitzender des Verbandes für „Blau-Kreuz-Arbeit“ Deutschland, Verbindung mit dem Vorsitzenden der Landeskirchlichen Gemeinschaft in Leipzig, Pfarrer Wurlitzer, auf. Durch diese Verbindungen kam es im Jahr 1911 zur Gründung der Landeskirchlichen Gemeinschaft Wurzen. Der Bibelstundenkreis von Wurzen wurde offiziell ins Vereinsregister beim „Verband für Landeskirchliche Gemeinschaftspflege im Königreich Sachsen“ eingetragen.
Die offizielle Gemeinschaftsarbeit begann 1911 in der großen Wohnung des Fleischermeisters Lamprecht in der Jacobsgasse 9, heute Fleischerei Schubert. Doch sehr bald reichte auch dort der Raum nicht mehr aus und man fand ein neues Unterkommen in der „Herberge zur Heimat“, später Staatl. Amt für Landwirtschaft, Clara-Zetkin-Platz 11. Aber auch diese Möglichkeit war nur vorübergehend. Noch im gleichen Jahr fand man einen Raum in der Rietschkenstraße 4 (heute Karl-Marx-Straße).
1912 wurde der Jugendbund für EC (Entschiedenes Christentum) gegründet. Zur Unterstützung der Arbeit stiftete FIeischermeister Lamprecht 50 Stühle.
1913 mußte dieser Raum wieder aufgegeben werden. In der „Landwirtschaftlichen Kreisschule“ in der Kantstraße fand die Gemeinschaft durch den gläubigen Hausmeister eine neue Unterkunft Dort konnte sie bis 1921 bleiben.
1918 war die Gründung des Chores und der Musikgruppe.
1919 begann man mit der „SonntagsschuIarbeit des Kinderbundes“. In dieser Zeit entstand auch ein sogenanntes „Missionskränzchen“, wo die Frauen Handarbeiten machten, um diese für die Mission in Übersee zu verkaufen.
1921 wurde die „Frauenstunde“ begonnen.
Fast alle Bibelstundekreise wurden in Privaträumen durchgeführt. Bauern und einzelne Familien stellten ihre Räumlichkeiten zur Verfügung.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde der Gemeinschaft in Wurzen der Raum gekündigt. Man fand vorübergehend von 1921-22 einen kleinen Raum in der Gaststätte „Zur goldenen Rose“, am Grostigall.
1922 wurde die Gemeinschaft durch die Leiterin des „Fröbelschen Kindervereins“ in der Collmener Straße, jetzt Musikschule Wurzen, aufgenommen.
Aus dem Blau-Kreuz-Kreis in Brandis wurde ab 1933 eine Gemeinschaftsarbeit. Damals sammelte Br. Joppe, der aus Leipzig nach Brandis zog, die Geschwister. Bis 1982 konnten wir dort Bibelstunden halten.